Wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz in Zukunft das digitale Marketing beherrschen? Wie gehen führende Marken in einem Jahr der wirtschaftlichen Unsicherheit mit ihren Werbeausgaben um? Und ist es endlich an der Zeit, von Instagram zu TikTok zu wechseln?
Dies waren nur einige der Fragen, die uns zu Beginn des neuen Jahres beschäftigten. Also haben wir unsere Kund:innen befragt, welche Trends des digitalen Marketings sie wahrnehmen und bei der Ausrichtung ihrer eigenen Strategie in Betracht ziehen werden.
Wir haben mit den Marketingverantwortlichen der Simba Dickie Group, waterdrop® und Purelei gesprochen und gefragt, wie sie sich auf das Jahr 2023 vorbereiten und worauf sich auch andere Marken im Jahr 2023 einstellen müssen.
Das sind die wichtigsten Trends im digitalen Marketing für 2023!
Wie steht es um die Marketing Trends im Jahr 2023? Bei aktuell wirtschaftlicher Ungewissheit wird "Weniger mit Mehr" eine leitende Devise bleiben.
Die Nachfrage nach Content, sowohl von Seiten der Verbraucher:innen als auch aus Perspektive der Stakeholder, scheint jedoch nicht nachzulassen.
Was sagen die Expert:innen führender Brands zum Thema? Wir haben mit den Marketing Manager:innen von Purelei, waterdrop® und der Simba Dickie Group gesprochen.
"Wir konnten feststellen, dass wir jeden Tag etwas veröffentlichen müssen, wenn wir unsere Social-Media-Kanäle ausbauen wollen", sagt Lisa Kattner, Marketing Managerin bei der Simba Dickie Group. "Es muss auch irgendwie spannend sein - etwas Lustiges oder eine coole Wendung enthalten. Niemand will einfach nur ein Stockbild von einem Produkt sehen".
"Wir brauchen viele Inhalte für unsere TikTok-Kanäle, weil die Content Fatigue viel schneller einsetzt als auf Instagram oder Facebook", sagt Cosima Ferrari, Team Lead Paid Social bei waterdrop®. "Wir müssen zum Beispiel mindestens ein- bis zweimal pro Woche unsere Anzeigen Kreationen ändern. Und wenn wir wachsen, wächst auch unser Bedarf an Content."
Es geht also nicht nur um mehr Content - es geht darum, mehr Content auf einem hochwertigen, herausstechenden Niveau zu präsentieren.
So viel ist klar: Marken werden weiterhin Content intern erstellen, müssen aber auch neue Wege der Content Produktion in Betracht ziehen, entweder in Zusammenarbeit mit Content Creators, Fans oder auf andere Weise.
"Die Dinge haben sich im Vergleich zum letzten Jahr verändert - Videocontent ist extrem wichtig für uns, vor allem im Hochformat", sagt Kattner. "Wir nutzen sowohl unsere eigenen Shootings als auch eine Content-Sourcing-Plattform, aber das Problem bei unseren eigenen Shootings ist, dass wir immer den gleichen Hintergrund haben." "Mit Content-Sourcing-Plattformen können wir eine große Vielfalt an Hintergründen zeigen, die den daraus resultierenden Content wirklich interessanter machen.”
Videos werden für alle Marken unverzichtbar sein, doch der Einsatz von Videos ist komplexer geworden. Die Ansprüche an Video Content haben sich auf Seite der Konsument:innen verändert.
"Die besten Videos sind persönlich und zeigen zum Beispiel ein Kind, das mit dem Produkt spielt", sagt Kattner.
Apropos Video: TikTok hat sein dominantes Wachstum fortgesetzt, und das erregt die Aufmerksamkeit von immer mehr Marken. Die meisten tasten sich jedoch nur vage an die Plattform heran.
"Die Vergänglichkeit von Content nimmt zu und damit auch die Nachfrage", sagt Philip Jahnke, Performance Manager bei Purelei. "In der Werbung kümmert sich der Algorithmus um alles, außer um den Inhalt - den muss man selbst liefern. Und wenn neue soziale Kanäle auftauchen, bedeutet das oft auch neue Inhalte."
Wie gehen die Marken mit der steigenden Content-Nachfrage um?
Unsere Marketingexpert:innen nannten eine Kombination aus verschiedenen Möglichkeiten - Studioproduktionen, interne Teams zur Content Umsetzung, Plattformen für nutzergenerierten Content, Influencer-Kampagnen und Pools an Creators. Dabei wird immer deutlicher, dass die internen Teams überfordert sind und der immensen Nachfrage an Content, sowohl seitens der Verbraucher:innen als auch der Stakeholder, kaum nachkommen.
"Wir sehen, dass sich Social Media und Paid Social weiterhin in die richtige Richtung bewegen - natürlich stark geleitet durch die Entwicklung von TikTok", sagt Jahnke.
TikTok ist und bleibt seit einiger Zeit die angesagteste Social-Media-Plattform und wird oft in einem Atemzug mit Instagram genannt. Meta hat TikTok sicherlich im Visier, aber was bedeutet das für Brands und Unternehmen?
"TikTok ist definitiv interessanter geworden, und wir hören immer öfter, dass wir eine Kampagne auf TikTok durchführen sollen. "Aber man muss sich immer überlegen, wie das effektiv umgesetzt werden kann", sagt Kattner. "Es handelt sich um eine Plattform, die wir genau im Auge behalten, aber wir sollten bevorzugt dort präsent sein, wo unsere Zielgruppe ist."
"TikTok und vor allem der Algorithmus sind unglaublich interessant", sagt Ferrari. "Aber Instagram und Facebook bleiben weiterhin starke Kanäle, also werden wir unsere Priorität vorerst dort behalten."
Die User können die Kanäle im Handumdrehen wechseln, aber die Marken müssen strategische Entscheidungen treffen. Hier bieten demografische Daten einen Orientierungspunkt: Ist die Hauptzielgruppe über 25 Jahre alt, steht TikTok nicht im Vordergrund.
"Sicher, wir versuchen, auf TikTok zu wachsen", sagt Jahnke. "Aber bis wir die Zahlen oder Ergebnisse sehen, die wir uns wünschen, werden wir zunächst nicht mehr dafür ausgeben."
Jahnke glaubt jedoch, dass TikTok relevant bleiben und in Zukunft noch wachsen wird.
"Der durchschnittliche Nutzer auf TikTok ist jünger, was bedeutet, dass eine neue Zielgruppe entsteht. Es gibt eine Menge Potenzial für TikTok in den nächsten Jahren."
ChatGPT und DALL-E beherrschen die Schlagzeilen und sozialen Medien auf der ganzen Welt. Das Interesse wächst auf allen Seiten, KI in der Wirtschaft einzusetzen, doch wie genau soll man das umsetzen?
"Der größte Nutzen von KI für das digitale Marketing ist die Erstellung von Texten und die Bewertung von Inhalten oder Bildern", sagt Jahnke.
Ähnlich wie im Fall TikTok, müssen auch im Bereich KI erst einmal aussagekräftige Daten vorliegen. Bevor Marken bereit sind, hier eine Priorität einzuräumen, sind sie auf bewährte Anwendungsbeispiele und Ergebnisse angewiesen.
"KI ist noch nicht in unsere Prozesse integriert, aber ich kann mir vorstellen, dass sie in Zukunft Teil unserer und vieler anderer Markenprozesse sein wird. Sie ist überall um uns herum - zum Beispiel bei Anzeigen auf Meta oder TikTok. Der Unterschied ist, dass wir jetzt anfangen können, sie selbst aktiv zu nutzen. Ich bin gespannt darauf, wie wir als Marken und als normale Verbraucher KI in unser tägliches Leben integrieren werden!"
Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Entwicklungen von KI zukunftsweisend sein werden und auch die Marketingwelt umtreiben. Hier können sich enorme Vorteile auftun, zählt man zu den First Playern, die KI erfolgreich in die täglichen Prozesse integrieren.
Wie wird Werbung im Jahr 2023 aussehen?
Unsere Expert:innen waren sich einig, dass Algorithmen eine größere Rolle in der Werbung spielen werden, und zwar aus einem einfachen Grund: Plattformen wie TikTok und Facebook wissen bereits, was wir Konsument:innen wollen.
"Wir haben 2022 und sogar 2021 gesehen, dass die Aufgaben, die man normalerweise im Anzeigenmanager erledigt, in den Hintergrund rücken. Die Algorithmen sind bereits so gut, dass sie das Targeting selbst übernehmen können", sagt Ferrari. "Wir haben also weniger Zeit damit verbracht, uns um das Targeting zu kümmern, und mehr Zeit damit, zu testen, welche Inhalte und Botschaften bei unseren potenziellen Kunden am besten ankommen."
Da Algorithmen dafür sorgen, dass Anzeigen den richtigen Personen zur richtigen Zeit angezeigt werden, müssen Marken sicherstellen, dass ihre Anzeigengestaltung einwandfrei ist. Die zunehmende Werbemüdigkeit der User kann dazu führen, dass Anzeigen nicht mehr die gewünschten Resultate erzielen, insbesondere auf TikTok. Anzeigen müssen durch neue Inhalte oder die geschickte Wiederverwendung alter Inhalte in neuer Zusammensetzung frisch wirken. Letztlich kann nur so die Konversionsrate hochgehalten werden.
"Wir müssen unsere TikTok-Anzeigen ein- bis zweimal pro Woche ändern; die Ermüdung der User setzt viel schneller ein als bei Facebook oder Instagram", sagt Ferrari.
"Wir haben einige Anzeigen auf TikTok getestet und festgestellt, dass Anzeigen eine viel kürzere Lebenszeit haben, in der sie gut laufen. Wenn die Kurzlebigkeit von Inhalten zunimmt, steigt auch die Nachfrage. Das spielt also in den erhöhten Bedarf an Content hinein", sagt Jahnke.
Aber wie sieht es mit dem Inhalt der Anzeigen aus? Welche Art von Trends konnten die Marken im letzten Jahr beobachten?
"Eine unserer wichtigsten Erkenntnisse im Jahr 2022 war, dass gute Angebote und Rabatte funktionieren, wenn die Kaufkraft schwindet", sagt Ferrari. "Wir konzentrieren uns auf verkaufsorientierte Kampagnen, die zu den Wurzeln des Marketings zurückkehren: Was wollen unsere potenziellen Kunden, und welche Probleme lösen wir mit unseren Produkten?"
Und wie immer geht es darum, so schnell wie möglich eine starke Verbindung mit dem Kunden herzustellen.
"Seit etwa einem Jahr haben wir zu den Produkten auf unserer Website auch Videos von einer Influencerin, die die Produktbilder ergänzen", sagt Kattner. "Diese persönliche Note und das Zeigen echter Menschen, die das Produkt benutzen, ist wichtig, besonders bei Produkten, die einen emotionalen Wert haben."
"Wir sind jetzt viel genauer, was die Verteilung des Budgets auf die verschiedenen Kanäle und die Ziele für die einzelnen Kanäle angeht", sagt Jahnke. Eine Aussage, die den Kern vieler unserer Gespräche bei Boksi mit Markenunternehmen widerspiegelt.
Soll die Wirkung maximiert werden, muss man genau verstehen, was die jeweilige Plattform bietet und sich bewusst machen, welche Ziele man dort erreichen will. Nur dann können Marken mit dem Einsatz der sozialen Medien wirklich etwas bewegen.
"Wir haben festgestellt, dass wir bei effektiver Nutzung der Sozialen Medien mehr erreichen, als vergleichsweise mit E-Mail-Marketing. Das war für uns ein großer Erfolg", sagt Jahnke. "Das liegt vor allem daran, dass wir sehr genau wissen, wofür wir unsere Kanäle nutzen und was jeder Kanal für uns tun kann."
Bei Boksi haben wir seitens der Marken oft Social Commerce als Zentrum der Marketing Interessen genannt bekommen. Obwohl das Phänomen außerhalb Chinas zunächst nicht annähernd so populär erschien. Trotzdem sind Marken begeistert von dem Potenzial, das ihnen Social Commerce bietet.
"Wir sehen uns die Social-Commerce-Funktionen für verschiedene Kanäle an", sagt Ferrari. "Derzeit testen wir Instagram Direct Check Out und TikTok Shop."
Der Einsatz mehrerer Kanäle zur Verfolgung unterschiedlicher Ziele ändert nichts daran, dass Markenbotschaften einheitlich gehalten und die Markengeschichten auf konsistente Weise erzählt werden.
"Eine persönliche Note über alle Berührungspunkte hinweg zu haben, ist eine Herausforderung, aber sie spielt eine große Rolle beim Aufbau dauerhafter Beziehungen zu unseren Kunden", sagt Jahnke.
In Zeiten der Ungewissheit liegt alt Bekanntes oft nahe. Unsere Expert:innen bestätigen, dass der Trend zurück zu den Grundlagen geht. Ein logischer Schritt: Daten nutzen und damit herausfinden, was funktioniert und vor allem Prozesse der Datenverarbeitung verfeinern.
Zu den Erfolgen des Jahres 2022 gehört zweifelsohne die effektive Nutzung von Daten und die schnelle Reaktion auf Probleme.
"Letztes Jahr haben wir gelernt, wie wir unsere Daten viel effektiver strukturieren und nutzen können", sagt Jahnke. "Ich war auch stolz auf unsere Agilität - wir konnten sehr kurzfristig Änderungen vornehmen, vor allem bei den Inhalten."
"Wir hatten einen festen Zeitplan, aber immer noch Raum, um spontan etwas umzusetzen", sagt Kattner. "Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Struktur und Flexibilität zu haben."
Und wenn man diese strukturierte Herangehensweise bei Content nutzt, kann man viel gewinnen.
"Inhalte sind das entscheidende Mittel, mit dem das Publikum angesprochen wird", sagt Ferrari. "Wir haben uns stark auf die Erstellung von Content, Botschaften, verschiedene Blickwinkel und Aufhänger konzentriert, und das hat sich ausgezahlt."
In schwierigen Zeiten ist es die Loyalität gegenüber einer Brand, die Markentreue, die die Konsument:innen davon abhält, zu Produkten der Konkurrenz zu wechseln.
Aber wie kann man diese Loyalität online aufbauen? Unsere Expert:innen besinnen sich auf eine wesentliche Frage: Was ist unsere Geschichte, und für wen ist sie bestimmt?
"Bei Purelei wollen wir Aloha in die Welt bringen", sagt Jahnke. "Das ist ein Thema, das wir so oft wie möglich zeigen. Wir sehen, wenn wir das konsequent auf allen Kanälen machen, auf denen wir mit unseren Kunden in Kontakt sind, wirkt sich das positiv auf die Community aus. Wir bekommen auch etwas zurück, wodurch eine Gemeinschaft entsteht."
Konsistenz auf allen Kanälen mit einer klaren Geschichte. So werden treue Communities aufgebaut. Indem authentische Geschichten erzählt werden und in Einklang mit den Unternehmenswerten und Handeln steht, bauen Verbraucher:innen Vertrauen auf.
"In unserer Werbung konzentrieren wir uns auf Kampagnen, die den Verkauf vorantreiben. Wir besinnen uns auf das Wesentliche: Was wollen unsere Kunden, und welche Probleme lösen wir mit unseren Produkten", sagt Ferrari.
So oft wie möglich, nutzen führende Marken Momente, um eine emotionale Verbindung aufzubauen und somit den Absatz zu steigern und die Kundenbindung zu erhöhen. Eine große Schubkraft ist auf Content zurückzuführen, der von echten Menschen erstellt wird - von Influencern und Kreativen, die die Produkte tatsächlich selbst benutzen und in ihr Storytelling einbauen.
"Wir stellen Videos zu unseren Produkten online, damit die Verbraucher sehen können, wie andere Familien auf das Spielzeug reagieren. Es ist so wichtig, diese Verbindung mit Produkten herzustellen, die einen emotionalen Wert haben", sagt Kattner.
Da sich die Ungewissheit aus 2022 in absehbarer Zeit nicht lösen wird und auch das neue Jahr mitbestimmt, müssen Marken ihr Storytelling und den Aufbau von Communities verstärken. Es gilt Kund:innen zu halten und die Reichweite auszubauen. Der Kern eines gelungenen Storytellings liegt in einer konsistenten, resonanten Botschaft und das über alle Kanäle hinweg, getragen von hochwertigen Inhalten.
Da KI und Algorithmen für mehr manuelle Aufgaben bei der Produktion von Inhalten und Werbung eingesetzt werden können, bietet die gewonnene Zeit die Möglichkeit, ebensolche Geschichten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Botschaft bei der richtigen Zielgruppe ankommt.
Die Diversifizierung der Content Produktion ist nicht nur empfehlenswert, sondern auch unerlässlich, um mit der steigenden Nachfrage nach Content sowohl von Interessengruppen als auch von Verbraucher:innen Schritt zu halten. Das Verharren in starrer Planung und Timings ist nicht zielführend! Unternehmen müssen ihren Marketing Teams ermöglichen, agil und flexibel zu handeln, wenn es die Situation erfordert.
Mit diesen Trends im Hinterkopf wird das Jahr 2023 zum Marketing Erfolg!